Wandel gehört zum Sein allen Lebens
Wandel in dir geschieht ständig, auch wenn es dir nicht bewusst ist. Du bist dieselbe Person, die gestern Abend ins Bett gegangen ist. Dennoch hast du heute Morgen andere Gedanken, Gefühle und Empfindungen als gestern. Kein Tag ist gleich. Veränderungen von einem auf den anderen Tag mögen nicht gravierend sein, Unterschiede in verschiedenen Lebensphasen lassen sich jedoch deutlich ausmachen: Als junger Mensch hattest du Träume und Wünsche die sich änderten, als du selbst Mutter oder Vater wurdest. Und wiederrum hast du andere Bedürfnisse und Ziele, wenn die Kinder älter werden oder aus dem Haus gehen. Wenn Wandel und Veränderung zum Leben dazugehören, welchen Stellenwert hat dann die persönliche Entwicklung?
„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Seneca
Was ist persönliche Entwicklung, was ist Persönlichkeitsentwicklung?
Um es kurz zu machen: Es gibt sehr unterschiedliche Ansätze und Theorien, was Persönlichkeitsentwicklung ist. Eine exakte Definition gibt es nicht. Verschiedene Faktoren wie Umwelt, Erziehung, Gene, soziales Umfeld haben Einfluss auf die Persönlichkeit. Manche Merkmale sind recht stabil und schwer zu verändern und andere lassen sich leichter ändern und entwickeln. Ich konzentriere mich in meinem Beitrag auf die persönliche Entwicklung zu mehr Wachstum und innerer Führung.
Persönliche Entwicklung: Eine Reise ohne Ziel
Persönliche Entwicklung ist ein lebenslanger Wachstumsprozess, indem ich mein Leben nach meinen Werten so gestalte, dass ich all meine Fähigkeiten, Stärken und Chancen optimal ausschöpfe. Du lernst, probierst aus, reifst an deinen Erfahrungen und entwickelst dich weiter. Es geht weniger darum, zu dem Menschen zu werden, der ich sein kann, sondern vielmehr, der Mensch zu sein, der ich bin. Für mich ist persönliche Entwicklung eine Reise ohne Ziel. Ich bin überzeugt, dass alles, was ich brauche im Leben, für meine Zufriedenheit und mein Glück, bereits in mir vorhanden ist. Dies zu erforschen, zu erkennen, zu akzeptieren und mich mit meinem Wesenskern auszudrücken, das sind wichtige Schritte zu mehr innerer Führung, Verantwortung und Wachstum.
Woran erkenne ich, dass es Zeit für den inneren Wandel ist?
Auslöser für Veränderung sind äußere Einflüsse oder geschehen aus innerem Antrieb, etwas im Leben ändern zu wollen. Veränderung geschieht nicht von heute auf morgen, folgt bestimmten Phasen und ist häufig begleitet von Widerstand, Unsicherheit, Angst, Frust und Trauer. Von daher neigen wir dazu, der Realität auszuweichen und haben verschiedene Ausreden parat: “Ich bin zu alt, ich kann das nicht, das passt nicht zu mir, die anderen sollen sich ändern, ich brauche erst dieses oder jenes.“
Es gibt allerdings eindeutige Anzeigen, dass es Zeit für deinen inneren Wandel ist:
- Innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, depressive Phasen, große Unzufriedenheit – es gibt Tage, da möchtest du dein Bett am liebsten nicht verlassen.
- Du grübelst ständig über bestimmte Themen und Situationen aus der Vergangenheit; meist geht es um Schuld, Scham und der Frage, wer Recht hat.
- Du zweifelst an dir, vergleichst dich mit anderen, meidest Entscheidungen, verschiebst Projekte und Vorhaben.
- Dir fehlt Lebendigkeit, Freude, Fülle im Leben; du hast lange schon nicht mehr ausgelassen gelacht oder dich so richtig wohlig und zufrieden gefühlt.
- Du verrätst deine Werte; es besteht eine tiefe Kluft zwischen dem, was du dir wünschst, was dir wichtig im Leben ist und dem, was du tatsächlich lebst.
- Du kompensierst deine Leere mit ungesunden Gewohnheiten; regelmäßiger Alkoholkonsum, stundenlanges Scrollen deiner Timeline, shoppen im Internet, übermäßig Süßigkeiten oder allabendliches Abhängen vor dem Fernsehen sollen dich trösten und ablenken.
- Du steckst immer wieder in Konflikten mit anderen Menschen, kleine und große Dramen, Misserfolge und Krisen bestimmen überwiegend deinen Alltag; die Verantwortung suchst du oft bei den anderen.
Leben ist Veränderung! Wenn dir auch nur ein Punkt der Liste bekannt vorkommt, dann ist es vielleicht Zeit, die Verantwortung für dein Leben wieder in deine Hände zu nehmen und deinen inneren Wandel in Bewegung zu bringen.
Persönliche Entwicklung: Drei Bausteine von Wachstum
Wenn ich bereit bin für Veränderung, bauen die verschiedenen Merkmale aufeinander auf. Ich bringe das auf eine einfache Formel: Erkennen – Akzeptieren – Ermächtigen. Sich selbst kennen, verstehen, annehmen und ausdrücken, das sind Merkmale persönlicher Entwicklung.
1. Selbsterkenntnis
Wer bin ich, was will ich im Leben, was kann ich? Das sind Fragen, die wir uns ein ganzes Leben lang und immer wieder stellen. Mitunter kann dieser Prozess sehr schmerzhalft sein. Denn das Bild, welches wir von uns selbst haben, stimmt nicht immer überein mit dem, was andere über uns denken. Und das, was wir leben, ist oft nicht das, was unseren Träumen und Wünschen entspricht.
„Wenn Selbsterkenntnis der Weg zur Tugend ist, so ist die Tugend noch mehr der Weg zur Selbsterkenntnis.“ Jean Paul
Sich selbst zu erkennen, das eigene Denken und Handeln kritisch zu hinterfragen, unser Verhalten zu reflektieren und aus einem objektiven Blickwinkel zu beobachten und zu bewerten, das ist der erste Schritt in die persönliche Entwicklung. Außerdem hilft es auch im Umgang mit anderen Menschen. Ich kenne meine Werte, Bedürfnisse, Ziele, Wünsche, Fähigkeiten und dieses sich-selbst-bewusst-sein, das lässt mich auch leichter mit Misserfolgen, Konflikten und Erwartungen anderer umgehen.
2. Selbstliebe
Selbstliebe ist, wenn es dich nicht mehr kümmert, was andere von dir denken – das könnt mein Leitspruch und mein Lebensmotto sein. Wie oft habe ich mich selbst schon begrenzt, weil ich Angst davor hatte, das andere über mich urteilen. Dich selbst zu lieben bedeutet, dich selbst vollkommen und ohne Einschränkung anzunehmen, zu lieben und zu achten. Selbstliebe umfasst Aspekte wie Selbstannahme, Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstachtung, Selbstfürsorge. Nur wer sich selbst liebt, kann auch erst eine empathische Beziehung zu anderen Menschen aufbauen.
Auf das Bewusstsein, uns selbst zu kennen, folgt der Schritt der Selbstakzeptanz. Das ist ein schwieriger Punkt. Die meisten Menschen sind nicht in vollkommener Liebe aufgewachsen; innere Kritiker, Glaubenssätze und Urteile über uns selbst, behindert diese Selbstliebe. Allerdings lassen sich Glaubenssätze ändern und wir erlangen mehr und mehr Vertrauen und Sicherheit in uns selbst zurück. Das ist ein Prozess und fordert uns immer wieder heraus.
3. Selbstermächtigung
Manchmal fühlen wir uns hilflos, ohnmächtig, fremdbestimmt. Wir denken, wir sind den Situationen ausgeliefert, abhängig von bestimmten Strukturen sowie von Menschen und ihren Handlungen. Wir passen uns an, lassen andere über uns entscheiden und entfernen uns nach und nach von dem, wer wir sind und was wir wollen.
In dem Moment, indem du die Verantwortung für dich wieder in die eigenen Hände nimmst, gewinnst du Macht über dich und dein Verhalten. Macht im positiven Sinne, der englische Begriff „empowerment“ beschreibt den Sinn des Wortes etwas genauer. Du lenkst den Blick auf deine Stärken, Fähigkeiten, Interessen und verbindest dich mit deiner ureigenen Kraft und Energie. Erst dann gelingt es dir für dich eigenständig und selbstbewusst nach außen aufzutreten. Du bist dir deines eigenen Wertes bewusst, nimmst Ressourcen in dir wahr und gestaltest dein Leben entsprechend deiner Bedürfnisse. Das ist nicht etwa ein Egotripp: du erweiterst deinen Handlungsspielraum zum Wohle aller.
Du erlebst dich selbstwirksam. Du glaubst daran, etwas in der Welt bewirken zu können und mit deinem Handeln dein Umfeld beeinflussen zu können. Selbstverantwortung, Selbstbestimmtheit, Selbstkompetenz, Selbstvertrauen sind hier wichtige Aspekte.
Persönliche Entwicklung: Vier Tipps für den Anfang
Die eigene Komfortzone ist herrlich kuschelig, warm und gemütlich. Es kann also kaum einen Grund geben, diesen schönen Ort zu verlassen? Erinnere dich, Wachstum gehört zum Leben dazu: Werden, Wachen, Vergehen, Werden. Erinnere dich ebenso, wie die Unzufriedenheit an dir nagt, die Konflikte immer größer werden und deine Lebensfreude immer weiter verkümmert. Das Leben voller Freude, Fülle und Lebendigkeit beginnt am Rande der Komfortzone.
„Du kannst Mut oder Bequemlichkeit wählen. Du kannst nicht beides haben.“ Brene Brown
Ich empfehle dir vier Tipps für den Anfang, damit du dich mit mehr Mut in die Wachstumszone wagen kannst.
Tipp 1: Bestandsaufnahme Selbsterkenntnis
Bereite dich vor, verbringe Zeit mit dir allein und in Stille; aktiviere und öffne deine Sinne und deinen Körper; gehe spazieren, tanze, male, meditiere, schreibe – tue, was immer dir guttut. Reflektiere, erforsche, experimentiere, wechsle die Perspektive und nimm dir Zeit.
- Was waren wichtige Ereignisse in deinem Leben, worauf bist du stolz, was hat dich herausgefordert?
- Worin du gut bist, was du gern tust, was du in deiner Kindheit gern getan hast?
- Was würdest du tun, wenn es kein Risiko gäbe, Geld keine Rolle spielt oder du einen Monat lang nur dieses tun würdest?
- Was sehen andere in dir, wofür bekommst du Anerkennung?
- Was ist dir in deinem Leben wichtig zu leben, zu geben; wonach sehnst du dich, was sind deine Träume?
- Wie können deine Erfahrungen Teil deiner heutigen Geschenke an die Welt sein?
Zum Schluss frage dich: Was sind deine drei Absichten in diesem Moment?
Und dann lass alles ruhen, lass es los, lege es beiseite und lass es nachwirken. Nicht alles geschieht im Tun. Wir müssen all diese Erkenntnisse in uns integrieren und das geschieht auch im Nichtstun, im Ausruhen und in der Stille.
Nach ein paar Tagen unterstreiche alle Wörter, die in dir etwas zum Klingen bringen und frage dich dann: Was ist es gerade, was du in dein Leben rufen möchtest? Welcher Bereich in deinem Leben sehnt sich nach Wandel. Ist es Gesundheit, Beziehungen, Finanzen, Beruflich, Bewegung, Lebensumstände, Spiritualität.
Tipp 2: Durchbreche Routinen
Verändere kleine Gewohnheiten im Alltag. Meist machen wir die Dinge täglich auf die gleiche Weise, ohne darüber nachzudenken. Wenn du deine Routinen veränderst, öffnest du dich für Neues, wirst neugierig und flexibler. Schon sehr kleine Gewohnheiten können dabei eine große Wirkung haben.
- Stehe früher auf und genieße die frische Morgenluft bereits vor dem Frühstück
- Gehe mal eine andere Spazierrunde als die übliche oder bewege dich feldein, über eine Wiese, abseits der Wege
- Nimm deine Mittagspause draußen ein, auf der Terrasse, im Park, im Wald
- Rufe eine alte Freundin an, von der du schon lange nichts mehr gehört hast
- Probiere eine neue Sportart aus, wechsle deinen Trainingsplan oder wählen einen für dich neuen Kurs
Tipp 3: Forsche zu deinem Lieblingsthema
Du hast ein Thema, das dich „eigentlich“ interessiert? Tue so, als wenn du dich bereits entschieden hättest, dieses Thema gründlich zu erkunden. Nimm dir vor, beispielsweise eine Woche lang zu recherchieren. Lies Bücher, spreche mit Menschen, befrage Experten auf diesem Gebiet, höre Podcasts, schaue dir auf Youtube Videos dazu an. Leg dir ein Buch an und schreibe alle wichtigen Erkenntnisse auf. Male, unterstreiche, markiere, ergänze. Lass es ein paar Tage liegen.
Tipp 4: Suche dir Begleiter:innen
Du musst es nicht allein tun – das ist eine Erkenntnis, die ich spät im Leben gewann und an die ich mich oft erinnere, wenn ich selbst wieder vor Herausforderungen stehe. Suche dir Menschen, die sich auch verändern möchten, die bereit sind, ebenso an sich zu arbeiten. Das kann die gute Freundin sein, das kann aber auch ein dir noch unbekannter Mensch sein. Wichtig ist, dass ihr aus der Falle „Mit-Rat-erschlagen“ herauskommt. Nur allzu leicht geben wir Ratschläge, beschwichtigen das Anliegen des anderen oder nutzen das Gesagte, um auf unsere eigenen Erfahrungen zu verweisen. Das bringt euch keinen einzigen Schritt weiter! Ich empfehle die Reflecting-Team-Methode. Mit dieser Methode kannst du deine Fragen an dich vertiefen und im Spiegel deines Gegenübers neue Erkenntnisse gewinnen – ohne einen einzigen Ratschlag!
Ich wünsche dir auf deinem Weg vor allem Mut. Du hast die eine oder andere Übung ausprobiert und möchtest dich austauschen? Ich bin gespannt auf deine Gedanken und Eindrücke.
Liebe Michaela,
so ein runder, wertvoller Artikel. Ich danke dir von ganzem Herzen dafür. Du weißt ja, dass mir persönliche Weiterentwicklung sehr am Herzen liegt und so möchte ich diesen Artikel sehr gerne in meinem nächsten buntbrief aufnehmen. Ich hoffe sehr, dass das auch in deinem Sinne ist.
Mich hat besonders deine Definition von Selbstliebe angesprochen: Selbstliebe ist, wenn es dich nicht mehr kümmert, was andere von dir denken Da haben wir wohl ähnliche Begrenzungen aus der Kindheit mitbekommen.
Und auch deine Tipps finde ich wunderbar.
Also nochmals ganz herzlichen Dank – es ist so wunderbar, dass du deine Gedanken mit der Welt teilst.
Alles Gute und herzliche Grüße,
Korina
Oh, liebe Korina, vielen Dank für dein Feedback. Ja, dieser Satz wenn es dich nicht mehr kümmert, was andere denken, der fordert mich nach wie vor sehr heraus. Ich glaube, die Selbstliebe ist für uns Menschen häufig der schwierigste Schritt. Gern kannst du ihn teilen. Herzliche Grüße Michaela
Ich nehme mir gerne die Wertvolle Tipps mit. Danke dafür, hoffe das ich endlich frieden mit mir selbst schließe.
Lg Alisa
Das freut mich, liebe Alisa, dass du etwas für dich mitnimmst. Persönliche Entwicklung ist für mich wie eine lebenslange Reise. Manches an alten Mustern begleitet mich schon ein Leben lang. Frieden in mir, Frieden mit mir – ein hoher Wert der Selbstannahme. Persönliche Entwicklung ist ebenso mein Business-Thema. Weitere Hinweise findest du in meinem Newsletter. Schau gern rein! LG Michaela