Feedback versus Kritik, was ist der Unterschied?

16 Mai 2022 | Kommunikation

Kritik erinnert an autoritäre Führungsstile, Hierarchie, Zielvereinbarungen, Forderungen, Leistung. Wertschätzend und vor allem konstruktiv sollte es sein. Es bleibt allerdings eine Bewertung und äußert einen Fehler, einen Mangel aus der Vergangenheit, mit dem Ziel einer Verhaltensänderung. Allmählich löst der Begriff Feedback die Kritik ab. Es scheint weicher und wird heute immer häufiger genutzt. In meinen Seminaren und im Coaching unterscheide ich Kritik von Feedback. In diesem Blogartikel erläutere ich, was Kritik/Feedback genau ist und welchen Nutzen beide Instrumente in der Kommunikation haben. Außerdem schreibe ich darüber, warum Feedback die bessere Wahl ist, wenn du jemanden wirklich unterstützen willst, zu wachsen.

Was heißt Kritik?

Der Begriff Kritik kommt aus dem Griechischen und meint trennen, unterscheiden. Kritik bedeutet allgemein das prüfende Beurteilen, Bewerten und Infrage stellen eines Gegenstandes oder einer Handlung sowie deren Äußerung in Worten anhand von begründeten Maßstäben. Das Verb kritisieren bedeutet auch, dass ich etwas beanstande oder bemängele. Häufig ist von Fehlern und Versäumnissen die Rede. (Wikipedia)

Eine Kritik geben wir, wenn der andere etwas tut oder äußert, was nicht mit meinen Vorstellungen, Werten, Bedürfnissen übereinstimmt. Wir beurteilen und bewerten nach subjektiven Kriterien. Wir hinterfragen das, was wir wahrnehmen, auf der Basis unserer individuellen Sicht auf die Welt.

Kritik weist uns auf Fehler und Mängel hin: Kritik ist in erster Linie eine Bewertung. Ich bewerte etwas als falsch, das nach meiner Ansicht, in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Ich nehme eine Analyse vor und erwarte eine Verhaltensänderung.“

Nutzen von Kritik

Mit einer Kritik verbinde ich meinen Wunsch, meine Bitte oder eine Forderung nach Änderung des Verhaltens. Konstruktive Kritik bedeutet, dass wir etwas nicht mögen und dies auf wertschätzende Art und Weise ausdrücken und unserem Gegenüber mitteilen. Meist schließt sich daran ein Gespräch an, beispielsweise, wenn mein Gegenüber meine Bitte nicht erfüllen möchte.

Konstruktive Kritik ist konkret und präzise. Ich formuliere es aus der Ich-Perspektive, benenne beobachtbares Verhalten und füge einen genauen Änderungswunsch hinzu.

Schritte in einer (konstruktiven) Kritik

Eine von vielen Modellen ist die SAR-Methode: Situation – Aktivität – Resultat

  • Was war die Situation?
  • Wer hat was getan oder gesagt?
  • Welche Auswirkungen hat dieses?

Im Anschluss ergänze ich meine/n Bitte/Forderung/Wunsch. Ich schließe mit einer Frage nach dem Einvernehmen ab: Ist das in Ordnung für dich?

Einsatzbereiche von Kritik

In meinen Trainings und Seminaren kommt häufig die konstruktive Kritik zum Einsatz. Es ist ein Instrument für eine wertschätzende Kommunikation. Manchmal wird synonym und missverständlich auch von Feedback gesprochen. Feedback-Kultur, 360-Grad-Feedback als Methode oder Feedback-Gespräche. Feedback hört sich weicher als Kritik und scheint sich mehr und mehr in Unternehmen und Organisationen zu etablieren. Die Werte wie Wachstum, Leistung und Zielen sind allerdings gleichgeblieben. Für mich ist Feedback in diesem Kontext nur ein scheinbar netteres Wort für Kritik.

Du möchtest jemanden eine konstruktive Kritik geben? In diesem Blogbeitrag empfehle ich dir 5 Tipps, wie du die erlebte Situation für dich ganz persönlich reflektieren kannst. Außerdem gebe ich dir Hinweise, wie du die Kritik gut im Vorfeld vorbereiten kannst.

Was heißt Feedback?

„Feedback (engl. für ‚Rückmeldung, Rückinformation‘) bezeichnet in der Kommunikation von Menschen die Rückübermittlung von Informationen durch den Empfänger einer Nachricht an den Sender jener Nachricht. Diese Informationen melden dem Sender, was der Empfänger wahrgenommen bzw. verstanden hat, und ermöglichen dem Sender durch etwaige Korrektur des Verhaltens auf die Rückmeldungen des Empfängers zu reagieren. Dies kann in mündlicher wie in schriftlicher Form übermittelt werden. (Wikipedia)

Feedback bedeutet, ich gebe jemandem eine Rückmeldung über sich als Person oder über sein Verhalten. Ich teile meine Wahrnehmung: Was habe ich gehört, gesehen, wie habe ich etwas erlebt, wie hat es auf mich gewirkt? Wenn ich ein Feedback geben möchte, frage ich um Erlaubnis. Als Feedbacknehmer bitte ich um ein Feedback. Beide Gesprächspartner begegnen sich auf Augenhöhe.

Mit einem Feedback mache ich dem anderen etwas bewusst und ermögliche Reflexion, Lerntiefe und persönliche Entwicklung. Es ist ein Blick nicht nur auf meine blinden Flecken, sondern vor allem auf Verhaltensweisen, die wir gern vor anderen verbergen. Feedback ergänzt meine Selbstwahrnehmung und ist ein wichtiger Impuls für Veränderung.

Feedback stärkt die eigene Selbstwahrnehmung: Feedback macht wohlwollend Verhaltensweisen bewusst, die ich eigentlich gut und gerne in meiner Komfortzone schütze. Hier liegen die eignen Ängste ebenso wie meine Wünsche. In dem ich mich offenbare, vergrößere ich die Chance, zu lernen, zu wachsen und meine Potenziale zu entfalten.“

Nutzen von Feedback

Vertrauen im Miteinander wird gestärkt. Beide Gesprächspartner begegnen sich auf Augenhöhe. Wir lernen voneinander, um zu wachsen. Feedback gibt Impulse zur nachhaltigen Veränderung.

Schritte im Feedback – meine persönliche Vorgehensweise

Feedback gebe ich unter vier Augen, zeitnah und wertschätzend. Ich frage, ob das Feedback gerade erwünscht ist.

  • Person A drückt seine Wahrnehmung aus und beschreibt konkretes sowie beobachtbares Verhalten aus ihrer subjektiven Sicht
  • Person B spiegelt, was sie verstanden hat und überprüft damit (auch emotionales) Verständnis
  • Person A bestätigt, korrigiert oder ergänzt das Gespiegelte
  • Person B beschreibt, was bei ihm an Rückmeldung ankommt, etwas zum Klingen bringt: Was überrascht, was ist neu oder welche Gedanken möchte sie ergänzen?
  • Person A spiegelt das Gesagte und lässt sich Verständnis bestätigen
  • Person B bedankt sich für das Feedback / Person A bedankt sich für das entgegengebrachte Vertrauen

Ich kann selbst auch um ein Feedback bitten: Kannst du mir eine Rückmeldung darüber geben, wie mein Verhalten in dieser Situation bei dir ankommt? Der Ablauf erfolgt nach den gleichen Schritten wie oben beschrieben.

Einsatzbereiche von Feedback

Im Coaching setzte ich ausschließlich auf Feedback. Mir ist wichtig, den Raum für Entwicklung zu öffnen. Neugierig und wohlwollend, um den Prozess zu vertiefen. Neben Fragen zum emotionalen Verstehen und dem empathischen Zuhören ist Feedback ein wichtiges Instrument. Es regt zur Selbstreflexion an und öffnet den Raum für eine mögliche Neubewertung der aktuellen Situation und nimmt Handlungsalternativen in den Blick. Feedback schafft motivierende Horizonte und stärkt Selbststeuerung und Veränderungskompetenz.

Fazit: Feedback bringt mich weiter, als Kritik das jemals kann

Wir sollten die Begriffe voneinander trennen und uns die Unterschiede bewusstmachen.

Mit Feedback und Kritik sind unterschiedliche Absichten verbunden. Kritik hat das Ziel der Verhaltensänderung und Feedback holt mich aus meiner Komfortzone. Ich gebe von mir etwas preis und stärke eine tiefere Selbstreflexion. Ich lasse mögliche Schwachpunkte, die ich als solche anerkenne, an mich heran und öffne mich für persönliche Entwicklung. Durch diesen behutsamen und freien Raum darf ich das Gehörte abwägen und zu wirklich eigenen Entschlüssen kommen. Diese Entscheidungen hin zur Veränderung sind stärker verankert in mir und nachhaltiger, als wenn ich eine Kritik erhalte. Kritik hat immer den Nachteil, auf Fehler hinzuweisen. Unbewusst kann es sein, dass wir diese Kritik von uns weisen, um unseren Selbstwert zu retten, auch wenn wir nach außen der Kritik zustimmen.

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Michaela Arlinghaus
Bloggen – meine neue Leidenschaft

In diesem Blog findest du wöchentlich neue Themen aus meinem beruflichen Alltag.

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