Eine freie Stelle ist in der Organisation zu besetzen: Stellenanzeige vom letzten Jahr kopieren, Anzeige in der Wochenendausgabe der Lokalzeitung schalten, Wäschekörbe voller Bewerbungen sichten, Bewerber*innen in Vorstellungsgesprächen auf Herz und Nieren prüfen, den*die beste*n Kandidat*in auswählen, Vertrag unterzeichnen, Arbeitsbeginn.
Dieser Traum von einer schnellen Neubesetzung der freien Stelle ist lange vorbei.
Einrichtungen konkurrieren auf einem Arbeitnehmermarkt mit anderen Wettbewerbern um die wenigen Fachkräfte. Viele Arbeitgeber*innen erkennen die Wichtigkeit, ihre Personalgewinnung gründlich neu zu denken und strategisch aufzubauen. Dabei stellt dies soziale Organisationen vor große Herausforderungen. Neue Recruiting-Trends entwickeln sich rasant weiter, werden unübersichtlicher und die zahllosen Dienstleistungsangebote lassen sich nur schwer vergleichen. Zumal die Einrichtungen überflutet werden von scheinbar vielversprechenden Recruiting-Plattformen und -Agenturen, die ihnen die Arbeit nur zu gerne abnehmen möchten. Nach ersten Erfahrungen und hohem finanziellen Aufwand ist das Ergebnis eher enttäuschend, so berichten es meine Kund*innen.
Zeit, sich selbst mit dem Thema Recruiting näher zu befassen, um Angebote vergleichen und bewerten zu können. Aber auch, um nachhaltig und strategisch mit modernen Maßnahmen eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen, um langfristig Mitarbeiter*innen nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu begeistern und an die Organisationen zu binden.
In diesem Blogbeitrag liste ich, insbesondere für soziale Einrichtungen, in einem Glossar wichtige Begriffe aus dem Recruiting auf.
Active Sourcing
Die proaktive Suche nach potenziellen Kandidat*innen durch direkte Ansprache, insbesondere Karrierenetzwerken, Lebenslaufdatenbanken oder in den sozialen Medien.
Arbeitgeberbewertungsportale
Online-Plattformen wie z. B. kununu und Glassdoor, zur Bewertung von Arbeitgeber*innen. Mitarbeiter*innen teilen ihre Erfahrungen zu Arbeitsbedingungen, Unternehmenskultur, Gehalt u. a.
Arbeitgebermarke
Die Art und Weise, wie sich ein (soziales) Unternehmen in puncto Kultur, Werte, Arbeitsbedingungen, Entwicklungspotenzial u. a. als attraktiver Arbeitgeber gegenüber Mitarbeiter*innen und Bewerber*innen positioniert
Benefits
Vorteile und Nutzen des Arbeitgebers, die für zukünftige Mitarbeiter*innen attraktiv sind und sich ganz konkret auf ihren Joballtag auswirken, wie Antrittsprämie, flexible Dienstzeiten, Jobrad, Übernahme von Supervision, etc.
Bewerbermanagement
Teil des Recruitings und umfasst den gesamten Bewerbungsprozess, von der Stellenanzeige und Interviews mit Bewerber*innen bis hin zur Unterzeichnung des Arbeitsvertrages
Candidate Experience
Die Erfahrungen, die ein*e Bewerber*in mit der Organisation macht, vom ersten Kontakt über den Besuch der Karriereseite bis hin Vorstellungsgespräch
Candidate Journey
Den Weg, den Kandidat*inne, digital und analog, vom ersten Kontakt bis zu Einstellung zurücklegt
Candidate Persona
Eine detaillierte Beschreibung der idealen Eigenschaften, Qualifikationen und Merkmale einer*eines Wunschkandidat*in für eine bestimmte Position in der Organisation
Compliance
Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Regularien im Recruiting-Prozess, um Diskriminierung und rechtliche Probleme zu vermeiden
Conversion Rate
Die Auswertung des Erfolgs von Recruiting-Maßnahmen, z.b. einer Stellenanzeige. Wie viel Prozent der Interessierten, die die Anzeige geklickt haben, haben sich auch beworben? Klicks werden durch Anzahl der Bewerbungen dividiert, ergibt die Conversion Rate
Corporate Influencer
Mitarbeiter*innen als Botschafter für die Einrichtung, indem diese freiwillig und authentisch in den sozialen Netzwerken über ihre persönlichen Themen sprechen. Die Einrichtungen ermöglichen diesen Freiraum auch während der Arbeitszeit
Empfehlungsmarketing
Strategie, um Empfehlungen von Mitarbeiter*innen für die Gewinnung von Fach- und Hilfskräften zu nutzen. Das sind zum einen Mitarbeiterempfehlungsprogramme und andererseits ein systematisches Bewertungsmanagement von Arbeitgeberbewertungen z. B. auf kununu
Employer Branding
Alle Maßnahmen, die soziale Einrichtungen zum Aufbau einer starken und attraktiven Arbeitgebermarke einsetzen, um potenzielle Bewerber*innen zu gewinnen sowie Mitarbeiter*innen zu binden und zu Botschafter für die Organisation zu entwickeln
Event-Recruiting
Veranstaltungen, wie Jobmessen, Karrieretage, Networking, Bewerber-Infotage, um in Kontakt mit potenziellen Bewerber*innen zu kommen. Gefragt ist neben den üblichen Informationen vor allem ein unterhaltsames Event im Sinne von Infotainment, das vor allem junge Menschen neugierig macht
Exit Interview
Ein Gespräch mit einem Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt, um Feedback zu sammeln und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren
Gamification
Die Integration von spielerischen Elemente, die der jüngeren Generation aus Spielekonsolen und Handy-Apps bekannt sind, im Recruiting-Prozess einzusetzen. Dazu gehören, Punkte sammeln, Empfehlungen und Likes ermöglichen, Wettbewerbe bestehen, Levels erreichen
Google Jobs
Eine Suchfunktion, seit 2029 online, die insbesondere Werbeanzeigen prominent ausspielt. Für die eigenen Stellenanzeigen ist es wichtig, sie technisch so zu programmieren, dass sie von der Karriereseite optimal auf Google Jobs übergeben werden. Problematisch sind u. a. veraltete Stellenanzeigen, PDF-Dateien, nicht-sprechende URLs
Karriereblog
Kontinuierlich neue Mitarbeiter*innen-Geschichten sorgen für Sichtbarkeit bei Google und regelmäßige Karriereseiten-Besucher*innen. Die Beiträge liefern zudem Content für Social Media und können, verlinkt mit den unterschiedlichsten Benefits, „Beweise“ für eine attraktive Arbeitgebermarke sein
KPI-Wert – Key Performance Indicator
Kennzahlen, mit denen Einrichtungen den Erfolg von Recruiting-Maßnahmen bewerten können, z. B. Einstellungsquoten, Durchschnittskosten für eine Bewerbung, Bewerberaufkommen, Anstieg von Karrierenewsletter-Abonnenten, Karriereseiten-Klicks, u. a.
Landingpage
Einzelseite mit einer konkreten Stelle, innerhalb der Karriereseite, die das Ziel hat, dass Bewerber*innen über bestimmte und häufige Suchworte in Google auf diese Seite gelangen. Diese Seite ist über die Menüführung nicht sichtbar und soll stellt ausschließlich nutzwertige Informationen für Bewerber*innen zusammen
Onboarding
Aus dem Personalmanagement. Meint den Integrationsprozess neuer Mitarbeiter von der Vertragsunterzeichnung bis zum Ende der Einarbeitung
Recruitainment
Setzt sich zusammen aus Recruiting und Entertainment. Elemente, die potenzielle Bewerber*innen nicht nur informieren, sondern auch unterhalten. Spielerisch, interaktiv und erlebnisorientiert
Recruiting
Der Prozess, um Fach- und Hilfskräfte zu gewinnen, bei dem soziale Einrichtungen qualifizierte und geeignete Kandidat*innen für offene Stellen identifizieren, ansprechen und auswählen
Recruitment Event
Eine Veranstaltung, die darauf abzielt, potenzielle Kandidaten anzusprechen, wie z. B. Jobmessen, Networking-Veranstaltungen oder virtuelle Karrieremessen
Recruitment Marketing
Marketingstrategien, die gezielt die Arbeitgebermarke stärken und effektiv Talente findet und bindet
Recruitment Process Outsourcing (RPO)
Externe Dienstleister unterstützen die Organisationen bei der Suche nach Personal. Sie formulieren Stellenangebote, schalten Stellenanzeigen, produzieren Mitarbeiter*innen-Statements und kommunizieren mit Bewerber*innen
Social Recruiting
Die Nutzung sozialer Medien, um potenzielle Kandidat*innen zu identifizieren und anzusprechen; relevant auch Karrierenetzwerke wie LinkedIn
Talentpool
Eine Datenbank mit potenziellen Kandidat*innen, die bereits Interesse an der Organisation gezeigt haben oder als qualifiziert gelten, wo aber evtl. noch keine freie Stelle zur Verfügung steht
Talent Engagement
Strategischer Aufbau von kontinuierlicher Interaktion auf allen Kanälen, mit dem Ziel, Beziehungen zu Kandidat*innen aufzubauen. Vom ersten Kontakt bis zur langfristigen Bindung, um sich immer besser kennenzulernen und Bedürfnisse zu verstehen. Idealerweise mit unterschiedlichen Touchpoints während der Bewerber*innen-Reise
0 Kommentare