Werte leiten uns durch das Leben und sind die Basis für unser Fühlen, Denken und Handeln. Unsere persönlichen Werte sind der individuelle Ausdruck unseres Wesens. Mit unseren Werten beWERTen wir Situationen, Menschen und oft genug uns selbst. Die Vorstellung von dem, was uns wertvoll und kostbar ist, entstehen durch persönliche Eigenschaften, Verhaltensmuster, Glaubenssätze und Erziehung. Werte variieren in unterschiedlichen Rollen sowie verschiedenen Kontexten und Kulturen. In diesem Blogartikel erkläre ich, was Werte sind, wie sie entstehen und sich wandeln. Außerdem erläutere ich, was ein Wertekonflikt ist und gebe dir Hinweise, wie du deinen wahren Werten auf die Spur kommst.
Werte sind der Kompass, der den Kurs deines Lebens bestimmt
Aus der Motivation unserer Werte entwickeln, lernen, gestalten wir Fähigkeiten, Beziehungen, Verhaltensweisen. Es sind Vorstellungen, Grundüberzeugungen, soziale Kompetenzen, Weltanschauungen, Ideologien innerhalb eines sozialen Gefüges, die wir als wünschenswert und erstrebenswert erachten.
Wertvorstellungen sind erstrebenswerte, moralisch oder ethisch als gut befundene spezifische Wesensmerkmale von Personen innerhalb einer Wertegemeinschaft.
Aus bevorzugten Werten und Normen entstehen Denkmuster, Glaubenssätze und Handlungsmuster. Begriffe für Werte sind meist Substantive, die moralisch gut empfundene Eigenschaften verkörpern. Sie symbolisieren spezifische Sittlichkeit und beschreiben die zwischenmenschliche Qualität von Charaktereigenschaften und Nutzen stiftenden Merkmalen. Values Academy
Werte und Bedürfnisse werden manchmal in der Literatur und auch in der persönlichen Kommunikation kaum oder ungenau voneinander unterschieden: Werte sind meine Interpretation von Welt aufgrund kollektiver Zuschreibungen und Bedürfnisse sind innere individuelle Motive etwas zu tun oder zu lassen. Hier findest du einen Blogbeitrag zu den Unterschieden.
Unsere Gefühle signalisieren uns Verlust, Erfüllung, Verletzung der Werte
Unsere Gefühle hängen unmittelbar mit unseren Werten zusammen. Werte können übereinstimmen, erfüllt, verletzt werden oder zu Verlust führen. Wenn uns etwas total aufregt, wir unserem Ärger Luft machen, wir Verhalten verurteilen oder Vorwürfe an den anderen richten, dann sind unsere Werte verletzt. Werte sind berührt und erfüllt, wenn uns etwas bewegt, anrührt, begeistert, fröhlich stimmt. Zugehörigkeit, Zuneigung, Sympathie erleben wir, wenn unsere Werte mit denen anderer Menschen übereinstimmen. Trauer signalisiert einen Verlust und Angst drückt fehlende Sicherheit eines Wertes aus.
Wenn wir aus einer ganz tiefen inneren Überzeugung etwas leben, was uns wirklich sehr wichtig ist und wir bereit sind, dafür einzustehen, dann ist das ein Hinweis auf einen Herzenswert.
Ein Wertewandel signalisiert persönliche Entwicklung
Alle persönlichen Werte zusammen bilden unser Wertesystem, unterschiedlich, je nach Kontext und Rolle – z. B. beruflich, privat, als Familienvater, als Sportkollegin oder als Führungskraft.
Ein individuelles Wertesystem erwerben wir in frühester Kindheit durch Eltern, Lehrer und wichtige Bezugspersonen. Wir lernen von Vorbildern, wie wir mit Herausforderungen umgehen können. Diese Grundwerte sind sehr stabil und wirken im Unterbewusstsein. Dennoch können sich Werte ändern. Ein Wertewandel signalisiert immer auch persönliche Entwicklung. Was uns beim Einstieg ins Berufsleben wichtig war, verliert an Bedeutung, wenn wir beispielsweise eine Familie gründen.
Die wenigsten Menschen wissen um ihre Werte oder können diese einzeln benennen. Es ist also wichtig, herauszufinden, was unsere Werte sind. Je bewusster wir unsere Werte wahrnehmen, desto mehr helfen sie uns:
- die eigenen Gefühle zu verstehen und emotionale Reaktionen anderer nachzuvollziehen
- klarer zu kommunizieren, was wir denken, fühlen und brauchen
- Ziele zu setzten, die unseren Werten dienen
- Entscheidungen zu treffen, die unseren Werten entsprechen
Das Bewusstsein über deine Werte führt dich zu mehr Integrität. Du kennst deine Werte und lebst, was dir wahrhaftig am Herzen liegt.
Mit einem verletzten Selbstwert geraten unsere Werte aus dem Blick
Letztlich streben wir nach Erfüllung unserer Werte. Das beschert und mehr Zufriedenheit, Selbstbestimmtheit, Selbstachtung. Doch leben wir immer nach unseren Werten? Häufig verhalten wir uns in einer Weise, die eben nicht unseren wahren Werten entspricht. Wir passen uns an, wollen gefallen, fürchten Ausgrenzung und Zurückweisung. Je verletzter unser Selbstwert ist, desto eher sind wir geneigt Werte, die uns eigentlich wichtig sind, zu verraten.
Einige Beispiele:
- Wir sind nicht einverstanden mit dem Verhalten eines anderen Menschen und äußern dieses nicht
- Wir sagen viel zu häufig Ja, obwohl wir Nein meinen, trauen uns aber nicht zu einem Nein zu stehen
- Wir sehnen uns nach mehr Fülle, Zufriedenheit und Freude und schaffen es nicht, einfache Gewohnheiten in unseren Alltag zu integrieren
- Wir fühlen uns wohl in unserer Komfortzone und verharren in ungesunden Lebensentwürfen
- Wir leben nicht nach unseren Wünschen, weil andere Dinge zwingend und existenziell wichtiger erscheinen
Ein Wertekonflikt ist ein Wegweiser zu mehr Integrität
Ein hohes Maß an Integrität erlangen wir, wenn all unsere Werte in uns miteinander korrespondieren und miteinander verbunden sind. In den oben genannten Beispielen stehen unsere inneren Werte in einem Konflikt zueinander. Das ist uns meist nicht bewusst. Allerdings bemerken wir, dass etwas in uns nicht zuFRIEDEN ist. Wir schieben Entscheidungen hinaus, gewünschte Veränderungen kommen nicht in Gang, wir verlieren unsere Visionen aus dem Blick, der persönliche Erfolg bleibt aus.
Ein Wertekonflikt ist sehr anstrengend, weil unsere Energien in gegensätzliche Richtungen fließen. Wir haben den Eindruck, wenn wir nach einem bestimmten Wert handeln, verletzten und verraten wir einen anderen Wert, der uns ebenso wichtig ist. Der Schlüssel liegt darin, unsere Werte mit Bedeutung zu füllen. Statt eines Konstruktes im Kopf, wie es sein sollte, fühlen wir unsere Werte im Herzen und bringen sie ins Leben. Raus aus der Konkurrenz, hin zur Vernetzung der inneren Werte. Es ist ein Sowohl-als-auch statt ein Entweder-oder.
Ein typisches Beispiel für einen Wertekonflikt kenne ich aus der Arbeit mit Wiedereinsteigerinnen, die nach der Familienphase wieder ins Unternehmen einsteigen möchten. Diese Frage verdeutlicht den Konflikt: Wie kann ich eine gute Mutter sein und mich dennoch in meinem Job verwirklichen? Sie reiben sich auf, wollen allen gerecht werden und haben hohe Ansprüche an ihre Mutterrolle: Das Essen muss immer frisch zubereitet sein, die Wohnung muss immer ordentlich und sauber aussehen, sie bügeln die Bettwäsche!!!! und erledigt am Abend die Hausarbeit. Diese Mütter haben häufig ein schlechtes Gewissen, wenn die Nachbarin sie anspricht, warum sie denn Kinder bekommen hat, wenn sie so schnell wieder arbeitet. Und doch ist es ihnen wichtig, sich beruflich weiterzuentwickeln. Sie lieben ihren Beruf, finden darin Sinn, Anerkennung und Abwechslung. Dennoch gehen ihre Energien in gegensätzliche Richtungen. Um das aufzulösen, ist es wichtig, den beiden scheinbar konkurrierenden Werten ihre individuelle Bedeutung zu geben.
Mögliche Fragen zur Anregung:
- Was bedeutet gut für mich?
- Warum ist mir wichtig, dass die Bettwäsche gebügelt ist?
- Welchen Nutzen hat dieses Aufreiben für mich?
- Wer in mir drängt mich dazu? Wer drängt mich sonst noch?
- Wem will ich gerecht werden?
- Wo gehe ich über meine Grenzen?
- Was genau liebe ich daran, Mutter zu sein oder diesen einen Job zu machen?
Wie du deinen Werten auf die Spur kommst
Um mehr Klarheit darüber zu erlangen, was dir lieb und wertvoll ist, wofür du wirklich einstehen möchtest, ist es wichtig, deine Werte zu identifizieren. Hier drei methodische Empfehlungen.
Entscheide dich für eine Säule deiner Identität
Welchem Teil deiner Identität möchtest du mehr Aufmerksamkeit schenken? Ist es die Arbeit, sind es deine sozialen Beziehungen, der Aspekt Gesundheit, Finanzen, Spiritualität? Ergänze nach deinen Wünschen und priorisiere dann die einzelnen Bereiche von 1 bis 10 und entscheide dich für zunächst zwei Bereiche.
Priorisieren deine Werte anhand einer Liste
Es gibt verschiedene Tools, mit denen du eine Werteanalyse machen kannst. Ich empfehle dir das Tool von Mein guter Plan. Du kannst das Tool online oder schriftlich nutzen. Am Ende hast du drei Werte, die dir im Moment am wichtigsten sind.
Weitere Fragen, die dir helfen, deine Werte zu erforschen und die mit Bedeutung zu füllen
Wenn du ganz frei und tief in den Prozess eintauchen und deinen Wertewandel voranbringen möchtest, empfehle ich dir, mit diesen Fragen zu gehen. Nimm dir dafür ausreichend und ungestörte Zeit. Mache es dir gemütlich, koche dir einen Tee, zünde eine Kerze an, lass dich von sanfter Musik begleiten, nimm dein Schreibbuch und deinen Lieblingsstift und schau, wo all diese Fragen in dir landen.
- Was brauchst du im Leben, um wahrhaftig deinen Platz einzunehmen?
- Was macht dich lebendig, wann bist du präsent und verbunden mit dir und anderen Menschen?
- Worauf bist du stolz?
- Was nährt dich und wann bist du zufrieden und glücklich?
- Welches Verhalten, welche Geschichten und Situationen machen dich richtig wütend und was wünschst du dir stattdessen?
- Welcher Wert steckt hinter deinem Wünsch?
- Was ist es, das dir wirklich sehr viel bedeutet und gibst du diesem Wert einen Platz und Raum, sich zu erfüllen?
- Welchen Wert möchtest du in die Welt tragen?
- Wo bist du Schöpferin deines Lebens?
- Wo bist du wirksam?
- Was möchtest du am liebsten tun, gäbe es kein Risiko?
- Was bringst du jetzt schon auf den Weg, dient es deinen Werten oder spürst du Konflikte?
Im Anschluss lass alles ruhen, lege den Stift beiseite und gehe raus in die Natur. Lass all deine Antworten weiter in dir wirken. Nimm also Abstand, gönne dir eine Pause. Nach deinem Gang lies dir deine Notizen durch und unterstreiche alles, was in dir Resonanz erzeugt.
Abschließend entscheidest du dich für fünf Werte, die dir gerade sehr kraftvoll erscheinen und denen du mehr Bedeutung, mehr Aufmerksamkeit in deinem Leben schenken möchtest.
0 Kommentare