Der Schock – von einem auf den anderen Tag keine Arbeit mehr
Bereits im Februar verstarb der erste Infizierte in Europa (Frankreich). In Deutschland folgten die ersten Hygienemaßnahmen sowie strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Die Nachricht vom Virus sickerte langsam in mich hinein.
Veranstaltungen wurden abgesagt, Termine verschoben, Aufträge storniert – so sah das bei mir aus. Von einem Tag auf den anderen hatte ich keine Arbeit mehr und damit keinen Verdienst. Dennoch war ich überzeugt, dass es ein Leben nach Corona gibt und entspannte mich.
Drei Monate halt ich durch, dann ist Corona vorbei – so dachte ich.
Entspannung und Entschleunigung – die Natur kennt kein Corona
Ich freute mich, dass sich die Natur ihren Raum nimmt. Mein Alltag entspannte sich, ich tat all die Dinge, die schon lange auf meiner Liste standen: Gesundheit, Sport, Meditation, Spaziergänge, Kochexperimente und der Frühjahrsputz. Jedes Wochenende erkundeten mein Lebensgefährte und ich mit dem Rad die Münsterländer Parklandschaft. Allein im April brachten wir rund 500 Kilometer auf´s Tacho.
Ebenso den Sommer genoss ich frei von Sorgen und Nöten – Corona war aus meinen Gedanken gelöscht. Wir reisten mit dem Wohnmobil durch den Osten Deutschlands. Einsame Naturplätze, weite Landschaften, unzählige Seen, abwechslungsreiche Spritztouren bei hochsommerlichen Temperaturen. Es war traumhaft.
Was der Frühling und Sommer für mich noch bereithielt und wie das Jahr mit froher Botschaft endete, steht in meinem Jahresrückblick 2020
Rationale Einsicht – das Problem liegt bei den Anderen
Die Corona-Realität sah anders aus. Als mir klar wurde, dass Corona nicht einfach verschwindet, wurde ich nervös und schlief nicht mehr gut. Mich stressten die Anforderungen und ich machte mir finanzielle Sorgen. Abend für Abend schaute Nachrichten und Sondersendungen. Ich reagierte zunehmend gereizt auf die Vielzahl von Online-Angeboten, die aus dem Boden sprießten und mir ordentlich Druck machten, jetzt auch schnell auf diesen Zug aufspringen zu müssen. Je mehr Webinare, Life-Sessions und Zoom-Konferenzen ich mir anschaute, desto frustrierter war ich und desto weniger wusste ich, was ich tun sollte.
Im Alltag ertappte ich mich immer wieder bei der naiven Vorstellung, ich müsse nur lange genug den Kopf in den Sand stecken und wenn ich wiederauftauchte, sei Schluss mit Corona. Und mein Leben mit all seinen Annehmlichkeiten und Gewohnheiten sei wieder mein Leben. In dieser Zeit gab es keinen Tag, an dem ich mich nicht über irgendetwas aufregte, was gerade an Beschlüssen und Statements durch alle Kanäle waberte. Ich beklagte mich über Gott und die Welt. Außerdem war ich der Meinung, ich hatte mich nun intensiv mit neuen Angebots-Formaten und Online-Marketingstrategien auseinandergesetzt, so dass ich sagen konnte, das sei ja alles ganz gut und schön, aber für mich total unpassend, weil, weil, weil, ….
In stillen Minuten hatte ich den Eindruck, ich sei 14 Jahre alt und gegen alles und nichts. Meine Tiefenentspannung war endgültig vorbei – es schien keine Abkürzung zu geben, auch ich musste mich dieser Situation stellen.
Mir war nur nicht klar wie!
Emotionale Akzeptanz – auch ich muss mich verändern
Eine Zeit wie vor Corona wird es so nicht mehr geben und das hat Auswirkungen auf mein Business und meine Zukunft. Altes loslassen und auf das Zukünftige mit Freude zu schauen – das war überhaupt nicht einfach. Selbstzweifel und Versagensängste nagten an mir. Heute bin ich froh, dass ein stabiles soziales Netz mich trägt, ich nicht allein bin und ich gern auf Neues zugehe – in meinem persönlichen Tempo. Und immer wieder poppte mein Widerstand auf, mich all dem entziehen zu wollen.
Ich ahnte, schlimmer wird es nicht, nach dieser Phase geht es wieder bergauf. Meine Unzufriedenheit in mir legte bereits den Samen des Wandels.
Was ist wirklich wichtig und was will ich in die Welt bringen?
Ich grübelte gedanklich um die gleichen Fragen: Was ist wirklich wichtig und was will ich in die Welt bringen? Bei mir war es das Thema „Zukunft ist weiblich“ – ich möchte Frauen darin begleiten, sich wieder an ihre urweibliche Schöpferkraft zu erinnern und zu erforschen, welche Werte ihnen wirklich wichtig sind und wie sie diese nach außen tragen können – im Job, in der Familie oder in Beziehungen.
Innerlich ein Wechselbad der Gefühle: mal zweifelte ich an mir, mal strotzte ich nur so von Selbstbewusstsein, mal zögerte ich und verharrte, mal nahm ich gleich drei Schritte auf einmal. Der innere Kritiker tobte: „Das hat doch alles keinen Sinn, ich bin nicht genügend ausgebildet, professionell, kompetent und alle anderen machen das viel besser!“ Dann wiederrum stampfte ich mit dem Fuß auf und verkündete trotzig „Ich will aber!“.
Wann, wenn nicht jetzt. Schließlich bin ich alt und erfahren genug, das jetzt einfach zu machen.
In einem Jahr Corona ist viel passiert
- Neue Webseite mit dem Menüpunkt „Zukunft ist weiblich“
- Regelmäßige Blogbeiträge, seit diesem Jahr wöchentlich
- Unterstützung durch verschiedene Fortbildungen: Content Society, Shakta Dharma Vertiefung
- Unzählige Online-Impulse und kleine Seminare zu Themen wie Zoom, Achtsamkeit, Sichtbarkeit, Bloggen, Webinare, digitale Interaktion
- Spirituelle Vertiefung in der Weisheitsschule und in Frauentempeln
- Mein Jahresmotto Sichtbarkeit trage ich nach und nach in alle sozialen Kanäle
- Seminare und Coaching biete ich nun ebenso online an
- Ich arbeite an einem Online-Angebot für Frauen
- Tempeleröffnung in diesem Jahr ist geplant und findet nach dem Lockdown statt
Scheiter heiter und dann weiter – ich will den Wandel!
Meine Einstellung hat sich geändert: Ich habe viele Ideen, bin offen und neugierig, lass mich inspirieren, lerne neue Tools. Manches funktioniert, anderes nicht. Irrungen und Rückschläge gehören für mich zum Wandel dazu. Aber die Richtung stimmt. Erste Inseln von Zukunftsentwürfen entstehen. Was ich brauche sind bewertungsfreie Zonen, spielerische Forschungsfelder und eine prinzipielle Fehlererlaubnis. Dann fließen meine Kreativität und die Risikobereitschaft steigt. Mir ist wichtig, auch kleine Erfolge zu feiern, Geduld zu haben und immer wieder bereit zu sein, im Nichtwissen zu verweilen. In den Himmel schauen, für entspannte Momente sorgen und mich gut um mich zu kümmern, das erdet mich in mir.
Und heute? Ein Jahr mit Corona
Ich freue mich auf meine zukünftigen Angebote, auf das Neue, dass in mein Leben kommt. Positives Feedback bestärkt mich und ich bin gespannt, wo mich dieser Weg hinführen wird. Was es genau sein wird, wie es aussehen wird und welchen Namen es trägt, dass weiß ich noch nicht. Aber ich nehme mir die Zeit, dass herauszufinden.
Klar, mache ich mir Sorgen und Gedanken über meine finanzielle und berufliche Existenz – gerade die vielversprechende Soforthilfe für Soloselbstständige stellte sich als Flop heraus und über die Überbrückungshilfe entscheidet manchmal der Zahlen-Zufall. Ich lebe nicht allein, so dass ich nicht in Not gerate, dafür bin ich unendlich dankbar. Außerdem fühle ich mich in diesem Land und in meiner persönlichen Situation sehr privilegiert. Darüber bin ich unendlich froh.
In mir entsteht ein Bild einer lohnend erscheinenden Zukunft, die Einstellung das Wandel positiv und richtig ist sowie die Hoffnung, dass sich die Welt und die Menschen immer zum Guten ändern werden.
Die Veränderung der Gegenwart, um die Zukunft besser zu machen, ist eine schöpferische Leistung und hier ist der Weg das Ziel. Die Kunst dabei ist, auszuhalten, dass ich nichts weiß und mit all den aufkommenden Gefühlen zu sein, kleine Schritte zu gehen und Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauche.
Beitragsbild von Willfried Wende auf Pixabay
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