Menschen verarbeiten Informationen, die sie benötigen, um Entscheidungen zu treffen, unterschiedlich. Manche Menschen gehen systematisch vor, bewerten Vor- und Nachteile und wägen Alternativen ab. Entscheidungen werden wohlüberlegt und rational gefällt. Andere Zeitgenoss*innen lassen sich von ihrem Bauchgefühl leiten, wählen instinktiv aus, was sich besser anfühlt. Grundsätzlich stehen uns beide Formen zur Verfügung, allerdings bleiben wir meist der einen oder anderen Vorliebe treu. Frauen werden oft als intuitiver angesehen als Männer, da sie mehr mit ihren Emotionen in Einklang stehen und eher bereit sind, auf ihre innere Stimme zu hören. Ich beschäftige mich in diesem Jahr besonders mit dem Thema Intuition, weil ich es zu meinem Motto gemacht habe. In diesem Blogbeitrag schreibe ich darüber, was Intuition ist, warum es wichtig ist, dieses “Bauchgefühl” zu stärken, beschreibe, wie du deiner Intuition auf die Spur kommst und gebe konkrete Hinweise, wie du deine Intuition stärken kannst.
Was ist Intuition
Intuitionen ist ein Gefühl, eine Empfindung, ein Gedanke, eine Eingebung, die uns sagt, was richtig oder falsch ist. Es ist Wissen und Erfahrung, die aus dem Unterbewusstsein kommen, aus unserem emotionalen Erfahrungsgedächtnis, ohne dass wir die Informationen rational analysieren müssten. Diese Wahrnehmungsform ist beispielsweise nach C. G. Jung eine wichtige psychische Kompetenz des Menschen und kann unser Denken, Fühlen und Empfinden sinnvoll ergänzen. Denn die Fähigkeit, komplexe Informationen und Sachverhalte zu verarbeiten, ist begrenzt. Intuition kann spontan und plötzlich als Eingebung auftauchen und uns ein Gefühl von Gewissheit geben.
Ein gutes Bauchgefühl sorgt auch in für uns bedrohlichen Situationen schnell und instinktiv handeln. Anhand von wissenschaftlichen Experimenten haben Forscher sogar festgestellt, dass unsere Intuition dabei hilft, erlerntes Angstverhalten wieder zu verlieren.
Intuition – ein individueller und subjektiver Prozess
In der Psychologie, Philosophie, Neurowissenschaften und Spiritualität gibt es verschiedene Ansätze zur Intuition. Dass es keine einheitliche Definition gibt, liegt an den unterschiedlichen Ausrichtungen der Disziplinen, aber auch darin, dass Intuition ein subjektiver Prozess ist, der sich schwer messen oder beobachten ließe.
Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse, hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet. Er beschrieb beispielsweise Intuition als eine Art “drittes Auge”, das über die Fähigkeit verfügt, schnelle und genaue Beurteilungen von Situationen und Menschen zu treffen, auf der Grundlage von Erfahrungen und emotionalen Erinnerungen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind. Er definierte Intuition als die Fähigkeit, unbewusst Muster und Zusammenhänge zu erkennen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, ohne dass diese auf bewusstem Niveau analysiert werden. Berne betonte, dass Intuition ein wichtiger Teil der menschlichen Psyche ist und dass sie in der Therapie genutzt werden kann, um unbewusste Überzeugungen und Verhaltensmuster zu identifizieren und zu verändern.
“Intuition ist eine wertvolle Ressource, die genutzt werden kann, um die kreative Kraft unseres Geistes zu entfalten und uns dabei zu helfen, unsere persönlichen Ziele zu erreichen.” – Eric Berne
Das Bauchgefühl ist dem Verstand überlegen?
In vielen Alltagssituationen weisen Wissenschaftler nach, dass mehr Nachdenken nicht unbedingt zu besseren Entscheidungen führt und dass das Bauchgefühl dem Verstand sogar überlegen ist. Das liegt daran, dass die Kapazität unserer bewussten Ratio begrenzt ist. Unser Verstand funktioniert dabei wie ein Scheinwerferlicht auf der Bühne, das einen ganz bestimmten Punkt klar und detailliert ausleuchtet. Alles andere bleibt im Dunkeln. Mit dem Verstand sind wir fokussiert und konzentriert, verlieren allerdings das Gesamtbild aus dem Blick.
Das unbewusste Bauchgefühl scheint da eher wie ein diffuses Licht zu funktionieren, was ungenauer ist, aber, um beim Bild der Bühne zu bleiben, ein Gesamtbild der Bühne erkennen lässt. Nach Auffassung der Forscher kann uns das Bauchgefühl gerade in komplexen Situationen von Vorteil sein.
Ob unsere Intuition uns nicht doch in die Irre führt, hängt allerdings von unseren Erfahrungen und unserem Wissen ab. Wenn wir viel über etwas wissen, fällt uns das intuitive Entscheiden leichter. Sind wir allerdings Laien auf einem Gebiet, suchen wir allerdings nach mehr Informationen und vertrauen da eher dem Verstand.
Bedeutung des Wortes Intuition
Das Wort “Intuition” stammt aus dem Lateinischen und leitet sich von dem Verb “intueri” ab, was so viel bedeutet wie “betrachten, anschauen, genau hinsehen“. Das Substantiv “intuitio” bedeutet dementsprechend “Anschauung” oder “Betrachtung”. Das Adjektiv „intuitiv“ bedeutet so viel wie “gefühlsmäßig, instinktiv erfassend, auf Eingebung zurückgehend“.
Sind Frauen intuitiver?
Frauen hören mehr auf ihr Bauchgefühl und für Männer ist die Vernunft wichtiger für ihr Entscheiden und Handeln. Ist das so? Laut einer älteren Studie befragten die Wissenschaftler insgesamt über 1.000 Menschen zu diesem Thema und bekräftigten erneut diese Geschlechter-Stereotypisierungen. Ich habe keinen Zweifel, dass dies auch heute noch so ist. Patriarchales Denken geht davon aus, dass Frauen aufgrund ihrer biologischen und hormonellen Unterschiede eine stärkere Verbindung zu ihren Emotionen und ihrem Bauchgefühl haben. Außerdem werden Frauen von Kindheit an ermutigt, ihre Gefühle zu zeigen, was in vielen späteren Berufen und in der Carearbeit wichtig ist und damit ebenso für die Intuition. Auch wird das “Mütterliche” als etwas Natürliches angesehen und in dieser Rolle seien Frauen empathischer, reagierten schneller und hätten eine stärkere Intuition.
Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zur Intuition?
Viele heutige Feministinnen vertreten allerdings die Ansicht, dass die Auffassung, Frauen seien intuitiver, auf Stereotypen und Geschlechterrollen basiere, die Frauen bestimmte Verhaltensweisen zuschreiben. Intuition sei unabhängig vom Geschlecht und auf individuelle Unterschiede zurückzuführen. Jeder Mensch habe eine einzigartige Persönlichkeit und Lebenserfahrung, die sich auf die Stärke ihrer Intuition auswirken kann.
Ob Frauen intuitiver seien, lässt sich letztlich nicht ausreichend belegen, auch, weil es zu diesem Thema nicht genug Forschung gibt, die das belegen würde. Das wiederum hängt zusammen mit der allgemein fehlenden Datenlage, in der Frauen und ihre Bedürfnisse in den Erhebungen ignoriert werden. Diese geschlechtsbezogene Lücke nennt sich Gender-Data-Gap. Caroline Criado-Perez hat mit ihrem Buch “Unsichtbare Frauen” diese Lücke sichtbar gemacht.
Warum ist es wichtig, deine Intuition zu stärken?
Intuition ist eine wertvolle Ressource, um in allen Aspekten des Lebens zufriedener zu sein. Wir lernen uns besser kennen, vertrauen mehr und mehr unseren Fähigkeiten und folgen unseren Werten. Das macht uns selbstbewusster und fördert persönliches Wachstum.
Hier einige Gründe, warum es wichtig sein kann, deine Intuition zu stärken
Bessere Entscheidungen treffen
Intuition kann dir helfen, kluge Entscheidungen zu treffen, die auf deinem Gefühl, deinen Bedürfnissen und Werten beruhen, anstatt auf rein rationalen Überlegungen. Diese Entscheidungen sind oft mit dem Unterbewusstsein verbunden. Wir verlassen uns dabei auf unsere innere Weisheit, ohne, dass es dabei Gründe oder Beweise gibt.
Innere Führung
Mit einer starken Intuition vertraust du deiner inneren Führung, bist Gestalterin einer authentischen Lebensführung, in Übereinstimmung mit deinen Werten und stärkst dein Selbstvertrauen. Du lernst mehr deinen inneren Stimmen zu folgen, statt im Außen nach Antworten zu suchen.
Stressreduktion
Wenn du dich auf deine Intuition verlässt, kannst du Stress und Angst reduzieren, indem du Entscheidungen triffst, die zu dir passen und auf deinem inneren Wissen basieren. Mit diesem Vertrauen bist du in der Lage, dein Nervensystem zu beruhigen, um Klarheit zu gewinnen, über das, was du brauchst.
Kreativität und Innovation
Intuition fördert deine Kreativität und ermutigt dich dazu, neue Wege zu gehen, etwas auszuprobieren, dich herauszufordern. Es befreit dich von üblichen Denk- und Verhaltensmustern und ermöglicht Wachstum und Entwicklung.
Verbesserte zwischenmenschliche Beziehungen
Mit einer starken Intuition kannst du besser auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer Menschen eingehen sowie empathischer handeln. Das verbessert deine Beziehungen, schafft eine stärkere Verbindung zu anderen Menschen und hilft Konflikte zu lösen.
Verbesserung unserer Selbstwahrnehmung
Wenn wir unsere Intuition stärken, können wir unsere Selbstwahrnehmung verbessern. Wir können besser verstehen, wer wir sind und was wir wollen. Wir gehen dabei eigene Wege und konzentrieren uns auf unsere wahren Ziele und Absichten, statt im Außen nach Erlösung und Heilung zu suchen.
Wie du deiner Intuition auf die Spur kommst
Intuition benötigt vor allem Zeit und Raum, um sich zu entfalten. Das kann bedeuten, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen und Momente der Stille zu suchen. Den eigenen Gedanken nachgehen, aber vor allem die Gefühle zu erforschen, sie anzunehmen und fließen zu lassen. Das erfordert Achtsamkeit, Bewusstheit und Präsenz.
Intuition ist immer auch mit körperlichen Empfindungen verbunden. Achte auf Signale wie Herzklopfen, Druck, Hitze oder Kälte. Dabei geht es in erster Linie um die Wahrnehmung, weniger darum, zu interpretieren oder nach Hintergründen zu forschen oder Lösungen zu erdenken.
Die Intuition zeigt sich als innere Stimme oder als Gefühl im Bauch. Es kann hilfreich sein, auf diese Stimme zu achten und sie nicht zu ignorieren, sondern ihr zu vertrauen und ihre Botschaften zu entschlüsseln. Offene Fragen, die du an dich selbst stellst, können genauso hilfreich sein wie Tagebuch schreiben, kreatives Schreiben, Zeichnen, Malen und Visualisieren. Auch Achtsamkeitspraktiken, Atem- und Körperübungen sowie meditative Praktiken beruhigen den Geist und schaffen einen Raum, um der Intuition zu lauschen.
Erst wenn wir lernen, der inneren Stimme vertrauen und sie akzeptieren, als ein wertvolles Instrument für unser Wachstum, können wir die intuitiven Botschaften verstehen, auch wenn sie manchmal unklar oder widersprüchlich erscheinen.
Tipps, wie du im Alltag lernen kannst, deine Intuition zu stärken
- Verbinde dich mit der Natur, nimm dir Zeit, gehe raus und lausche den Naturgeräuschen und nimm die Natur mit allen Sinnen wahr. Bewege dich bewusst fern der üblichen Wege und Pfade und höre auf innere Impulse, die dir den Weg weisen.
- Trainiere deine innere Stimme, auch wenn du gerade keine Entscheidungen von besonderer Tragweite treffen musst und frage dich, wie würde ich entscheiden, wenn ich es müsste: Würde ich in eine andere Stadt gehen, würde ich zelten wollen, würde ich dieses Sofa kaufen wollen?
- Schule deine Wahrnehmung in Bezug auf deine Mitmenschen mithilfe deiner Empathie. Nimm Körpersprache, Mimik, Gefühle und Sprache bewusst wahr. Fühl dich ein, in das, was der andere fühlt und braucht. Das stärkt nicht nur dein Mitgefühl für andere, sondern vertieft ebenso die Verbindung zu unseren Mitmenschen.
- Gib deinem Unterbewusstsein eine Chance: Wenn du eine Lösung zu einem Problem oder eine Antwort auf eine Frage suchst, dann mache etwas ganz anderes, statt über die Situation zu grübeln, bis dir etwas Passendes einfällt. Gehe spazieren, vielleicht sogar rückwärts, schreibe mit deiner ungeübten Hand, spüle, hänge Wäsche auf, zupfe Unkraut. Mit dieser bewussten Ablenkung gibst du deinem Unterbewusstsein auf einer tieferen Ebene die Chance auf deine Weisheit zuzugreifen.
- Lerne aus Erfahrung: Frage bei einer Entscheidung oder Frage an dich nach dem ersten Gedanken, dem ersten Gefühl, das aufkommt und prüfe im Nachhinein, ob es richtig war. Vermeide dabei Assoziationsketten, sondern merke dir das, was dir als allererstes einfällt.
- Übe bewusst, Entscheidungen aus dem Bauch zu treffen, anstatt der rationalen Analyse von Zahlen und Daten den Vorzug zu geben. So lernst du deiner Intuition zu vertrauen.
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