Sieben Tipps für mein 16 Jahre jüngeres Selbstständigkeits-Ich

8 Okt 2021 | Persönliches über mich

2005. Das Jahr, als du dich selbstständig gemacht hast. Weißt du noch? Die Kündigung zu Beginn des Jahres kam völlig überraschend. Du warst die Öffentlichkeitsreferentin zweier Verbände. Eigentlich eine sichere Stelle. Kündigungen gab es in der Regel nicht. Doch so, wie der Wind in der freien Wirtschaft immer rauer wehte, so waren auch die katholischen Verbände mehr und mehr gezwungen, wirtschaftlicher zu denken und zu handeln. Mit diesem Blogbeitrag schreibe ich einen Brief an mein 16 Jahre jüngeres Selbstständigen-Ich.

Nach der Kündigung voller Zuversicht

Nach dem ersten Schock sahst du schnell neue Chancen. Neue Stelle, neues Glück – so deine Hoffnung und deine Zuversicht. Du warst es in deinem Leben gewohnt, nach Krisen schnell wieder aufzustehen und weiterzumachen. Nachdem du dich Arbeitssuchend gemeldet hattest, schriebst du gleich die ersten Bewerbungen. Dein Arbeitgeber hat dir zusätzlich eine Coaching-Ausbildung finanziert und dir freiberufliche Aufträge in Aussicht gestellt. Das war schon mal ein guter Ausgangspunkt.

Nur mit der Stelle klappte es nicht. Bei einer Nachfass-Aktion vertraute dir die freundliche Sekretärin an, es hätten sich 600 Kandidaten auf die PR-Stelle beworben. Hammer, dachtest du und wie solltest du in deinem Alter (44 Jahre, damals hattest du tatsächlich gedacht, du seiest zu alt!) jemals noch eine Stelle bekommen. Zumal du dich in einem regionalen Umfeld bewegtest, in der die Uni jährlich Hunderte von Kommunikationswissenschaftlern auf den Markt entließ.

Selbstständigkeit – nur noch tun, was mir Freude macht?

In deinem Frust hast du vermehrt Tagebuch geschrieben und bist auf alte Aufzeichnungen gestoßen. Du hattest damals die Bücher von Barbara Sher durchgearbeitet und all deine Wünsche, Träume und Visionen aufgeschrieben. Beim Lesen wurde dir zum ersten Mal richtig bewusst, dass du während deiner letzten Stelle doch nicht so glücklich warst. Häufig hattest du das Gefühl, nicht wirklich all deine Fähigkeiten einsetzten zu können. Auf jeden Fall fiel es dir wie Schuppen von den Augen: Du wolltest dich selbstständig machen und endlich all die Dinge tun, die dir Freude machen.

16 Jahre Selbstständigkeit – lebst du deinen Traum?

Nun sind es bereits 16 Jahre, die du diesen Traum lebst. Eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, Krisen und Corona. Eine lange Zeit plagten dich Existenzängste und alte Glaubenssätze ließen dich an dir zweifeln. Aber genauso oft bist du mit Mut, Freude und Beharrlichkeit an neue Projekte gegangen, hast nicht aufgegeben und immer einen Weg, eine Lösung gefunden.

Nach alle diesen Jahren frage ich dich heute: Ist das wirklich dein Traum, den du lebst?

Mir fallen heute etliche Empfehlungen ein, die ich dir von Herzen gern mit auf deinen Weg gegeben hätte. Aber wie heißt es so schön: Alles ist Dharma. Alle Umwege, alle Erfahrungen, alle Irrungen und Wirrungen gehören dazu. Und es ist genauso richtig, wie es ist.

Aber der Weg wäre leichter gewesen und so gebe ich dir sieben Tipps dennoch. Und wenn es nur dazu dient, anderen Frauen auf diesem Weg zu unterstützen.

#1 – Folge deiner Freude

Klar, es gibt unliebsame Pflichten, die einfach getan werden müssen. Steuern, Buchführung, Technik und anderes. Und klar, der Kühlschrank muss voll werden – so hast du dich immer ausgedrückt. Und deine Eltern haben dir beigebracht: Erst die Pflicht und dann das Vergnügen. Doch in all deinen inhaltlichen Themen, Auftragsanfragen, Projekten, Kundenkontakten, frage dich immer, ob dein Herz dafür schlägt. Frag dich, ob es dich hinzieht, ob es dir Freude macht oder machen würde. Wenn wir mit unserem ganzen Herzen bei einer Sache sind, dann ist sie leicht, belebend und erfolgreich. Denn, was nützt der vielleicht übervolle Kühlschrank, das tolle Auto, mit dem du bei den Kunden auf den Parkplatz glänzt oder dein Urlaub in der Karibik, wenn du am Ende des Tages ausgelaugt, angespannt bist und in Trübsinn verfällst, weil du die Freude, den Sinn an deinem Tun verloren hast?

Was würde dein Herz dazu sagen?

#2 – Glaube nicht alles, was du denkst

Quäle dich nicht mit den unzähligen Glaubenssätzen. Du bist zu alt, nicht gut genug, andere sind kreativer, erfolgreicher und können sich besser verkaufen. Vergiss es! Ich weiß, wie schwer das ist. Es ist ein stetiges Arbeiten an sich. Byron Katie ist dir da eine wunderbare Begleiterin. Deine Gedanken sind deine Interpretation von dem was wahr ist. Das heißt ebenso, es gibt unzählige andere Möglichkeiten. Und wenn du glaubst, was du denkst, machst du dich klein, schränkst dich ein, gibst Verantwortung ab und verharrst in deiner Komfortzone. Denn ein immer wieder gedachter Gedanke wird in deinem Geist mehr und mehr zu einer Tatsache.  Hinzu kommt, dass dein innerer Dialog im Körper erst diese Gefühle erschafft, die sich dann in Anspannung zeigen und im Verhalten oft destruktiv äußern – anderen und dir selbst gegenüber.

Frag dich immer wieder: Ist das wirklich wahr? Geh mit dieser Frage in deine Übungspraxis, vielleicht lässt du dich unterstützen. Bleib dran, sei beharrlich!

#3 – Machen bringt Erfahrung

Wenn du auf dem Zaun sitzt, siehst du die vielen Türen nicht. Also los! Im Machen liegt der Schlüssel. Halte dich nicht so lange mit Konzepten auf. Wir denken manchmal endlos darüber nach, wie etwas sein könnte. Insbesondere Frauen neigen dazu, erst noch diesen oder jenen Was-bin-ich-Schein machen zu müssen, jene besondere Fortbildung zu besuchen und ganz spezielle Bücher durchgearbeitet zu haben. Dabei schieben sie den Startpunkt immer weiter hinaus. Das führt zu Zweifeln, Zögern und Zaudern. Allzu schnell schleichen sich die alten Glaubenssätze wieder in unser Denken. Wir suchen im Außen mehr Sicherheit für unsere Ideen. Wir vergleichen uns mit dem, was andere tun, worin andere erfolgreich sind. Je mehr wir das tun, desto mehr entfernen wir uns von uns selbst, unserer Intuition. Selbstvertrauen schwindet, Selbstwert sinkt.

Fang an, gehe den ersten Schritt und dann weiter. Entscheide dich für einen Weg, und mache deine Erfahrungen. Sei gnädig und liebevoll mit deinen Fehlern und lerne – jeden Tag.

#4 – Begib dich auf den Pfad der Spiritualität

Körper, Geist und Seele im Einklang. Gott, Göttinnen, Geistwesen, Engel, Mutter Natur – der Glaube an etwas, das größer ist, als wir selbst, gibt dir Kraft im Alltag. Rituale, spirituelle Übungspraxis, Meditation stärken deine Integrität, beruhigen dein Nervensystem, lindern deine Ängste und fördern Mitgefühl, beleben deine Kreativität, erhöhen deine Konzentration und bringen Bewusstsein in deine Gedanken und Gefühle. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und dir den Weg der verkörperten weiblichen Spiritualität ans Herz legen. Traditionelle östliche spirituelle Lehren wurden von Männern ausgeübt und gestaltet. Die weibliche Art der Spiritualität kam darin nicht vor.

Frag dich auch hier: Ist das wirklich wahr oder gibt es auch andere Weisen. Wenn wir das weibliche und männliche gleichermaßen ehren, dann kann eine Spiritualität wachsen, die nicht danach sucht im Sitzen Erleuchtung zu erlangen. Eine Spiritualität, die beispielsweise den Körper einbezieht, die das gesamte Spektrum des Lebens betrachtet und mit der ich meiner Essenz im täglichen Alltag Ausdruck verleihen kann. Diese erwachte und verkörperte weibliche Spiritualität lebt Chameli Ardagh mit Tausenden von Frauen auf der ganzen Welt. Verbinde dich mit dieser großen Schwesternschaft. Wir Frauen haben lange genug in Konkurrenz, Missgunst und Neid verharrt. Es ist auch hier Zeit für einen Wandel.

#5 – Vertraue deiner Intuition

Allein du weißt, was gut für dich ist. Verliere diesen Glauben daran nicht. Lass dich inspirieren durch Bücher, Erfolgsgeschichten, Lehrer:innen, Fortbildungen. Und dann: Lass es los! Horche in dich hinein und vertraue auf deine Talente, Werte, Fähigkeiten. Befeuere deine Kreativität und erschaffe DEINS. Allzu oft sind auch hier wieder unsere Glaubensätze im Spiel und wir vergleichen uns. Häufig kommen wir dabei schlecht weg. Wir versuchen uns zu retten, indem wir das, was schon da ist, kopieren. Wir halten uns an all dem fest, was wir gelesen, gehört und gesehen haben. Nur, bringt uns dies kein sicheres Fundament für unsere Projekte. Die Zweifel bleiben. Hast du nicht auch schon manches Mal gedacht, bald würdest du entlarvt und alle merken, dass du gar nichts kannst?

Was wäre, wenn alles, was du brauchst, schon in dir vorhanden ist. Eine Weisheit und ein Wissen in dir schlummert, was sich danach sehnt, gesehen, anerkannt und gelebt zu werden? Wenn du lediglich einen Zugang finden müsstest, ein Portal, das dich genau zu deinem Wesenskern führt? Auch hier empfehle ich dir die Spiritualität.

#6 – Alles bleibt in Bewegung

Höre auf, linear zu denken. Wenn du nur A, B, und C tätest, kämest du endlich an dein Ziel. Was ist denn dann? Bist du dann glücklich, reich, erfolgreich? Ist dann alles gut, ist das Leben zu Ende? Nein! Ich glaube zutiefst an einen zyklischen Rhythmus des Lebens von Werden, Vergehen und wieder Werden. Alles bewegt sich im Kreislauf. Wandel ist stetig. Jeden Tag, jeder Monat, jedes Jahr genauso wie in Projekten und Lebensphasen. Der Anfang von allem beginnt im Nichts, gefolgt von der Visionsphase, der Umsetzung in Ergebnisse, der Reflexion und des Loslassens und Ruhens – bis ein neuer Zyklus, ein neues Projekt entsteht. Jede Phase hat ihre Qualität, ihre Aufgaben und ihre Herausforderungen.

In welcher Phase des Zyklus erlebst du dich gerade? Wandel gehört zum Leben wie das Atmen. Lass dich hineinfallen und tragen vom natürlichen Rhythmus allen Seins.

#7 – Struktur unterstützt deine Kreativität

Struktur ist wie ein natürliches Flussbett, dass dem Wasser erlaubt zu fließen, sich zu verbinden mit anderen Flüssen, weiter und weiter bis in den großen Ozean. Ohne das Flussbett würden die Flüsse über die Ufer treten, zerfließen und versickern. Struktur gibt dir die Freiheit deiner Intuition zu folgen und kreativ deine Schöpferkraft zu leben. Unter Struktur verstehe ich wiederkehrende Abläufe in eine Form zu bringen, die dir Freiräume für deine eigentliche Arbeit verschafft. Innerhalb dieser Strukturen wachsen und lernen wir. Mir ist bewusst, dass wir häufig an einem Übermaß an Struktur leiden, uns daran festhalten. Und das führt dazu, dass wir Struktur als einschränkend wahrzunehmen. Aber anstatt in Widerstand zu verfallen, können wir uns selbst ermächtigen und Strukturen erschaffen, die uns dienlich sind. Innerhalb dieser Strukturen bewegst du dich und kannst frei fließen.

Hol dir die Kraft der Struktur zurück und mache sie zu deiner Unterstützerin. Schaffe Systeme, die dich tragen. Forme sie so, dass sie deinem Fluss dient und du im Fließen deine Kreativität entfaltest.

Die Tipps haben dich angesprochen und du bist neugierig, mehr zu erfahren. Lass uns austauschen und erzähle mir von deinen Projekten, Ideen und Träumen.

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Michaela Arlinghaus
Bloggen – meine neue Leidenschaft

In diesem Blog findest du wöchentlich neue Themen aus meinem beruflichen Alltag.

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