Liebesbrief an mein Business

7 Feb 2023 | Persönliches über mich

Was hat ein Walnussbaum mit meinem Business zu tun? Steffi Fleischer hat zu einer Blogparade aufgerufen, mit dem wunderbaren Thema: “Liebesbrief an dein Business”. Mit der Briefform und der direkten Ansprache entfaltete sich in meiner Fantasie sogleich das Bild vom prächtigen Walnussbaum. Deshalb: Geliebter Walnussbaum! In diesem Beitrag schreibe ich einen Liebesbrief an mein Business.

Geliebter Walnussbaum, mein liebes Business,

nun arbeiten wir bereits seit 18 Jahren zusammen und es wird Zeit, dies ausführlich zu würdigen und zu feiern.

Weißt du eigentlich, wie dankbar ich bin durch dich diese Freiheit zu haben, jeden Tag entscheiden zu können, was ich wie heute tue? All die Themen und Projekte, die ich erfolgreich mit dir in die Welt gebracht habe. Ein großes Geschenk für mich.

In meinem Freundeskreis und ebenso als Trainerin erlebe ich es so häufig, dass Mitarbeiter*innen sich über ihre Arbeit beklagen: Der Chef sei kontrollierend, die Arbeitszeiten wenig flexibel, die Abläufe zu langsam und die Strukturen verkrustet. Und doch steigen sie aus diesen Zwängen nicht aus.

Ich selbst bin 2005 ja auch nicht einfach ausgestiegen, weil es mir nicht mehr gefiel. Nein, im Gegenteil, ich wählte Sicherheit und begnügte mich mit den Gegebenheiten. Bis es mich traf. Ich kann mich noch gut erinnern.  Mein Chef kam von einer Leitungskonferenz und rief mich an meinem freien Tag an, um mich über meine Kündigung aufgrund von Mittelkürzungen zu informieren.

Ich wurde sofort aktiv, um mir eine als Presse-und Öffentlichkeitsreferentin eine neue Stelle zu suchen. Beim Nachfassen in einem Unternehmen erfuhr ich, dass sich mit mir rund 600 Bewerber*innen auf die Stelle beworben hatten. Da sackte es zum ersten Mal in mein Bewusstsein: Ich bin 44 Jahre alt, die Region ist überschwemmt mit Studienabgängern aus dem PR-Bereich. Ich kann nicht darauf warten, dass ich eine Stelle bekomme, ich muss einen anderen Weg finden.

Und dann entdeckte ich dich. Du warst damals noch ein ganz kleiner Samen, verbuddelt tief in der Erde, kaum der Rede wert.

In meinen alten Notiz- und Tagebüchern stand es klar und deutlich: Ich träume davon, mich selbstständig zu machen. Ich hatte damals das Buch Wishcraft von Barbara Sher durchgearbeitet und erinnere mich sehr lebhaft daran, wie ich voller Freude und Kreativität darin aufging.

In dir kleinen Samen war schon alles enthalten, was einmal werden würde. Nur für mich war es noch nicht sichtbar.

Ich las viel, sprach mit Kolleg*innen, informierte mich bei Gründerstellen und der Künstlersozialkasse, malte, schrieb und erstellte Mindmaps. Ohne, dass ich wusste, was daraus wird, machte ich eine integrative Coaching-Ausbildung.

Mehr und mehr Licht erreichte dich, mein liebes Business. Du begannst zu keimen, strecktest mit aller Kraft dein zartes Pflänzchen durch die Erde ans Licht und begannst unaufhörlich zu sprießen.

Anfangs war ich sehr unsicher, ob das was mit uns werden wird, so richtig mochte ich dir nicht vertrauen. Alles fühlte sich nett und aufregend an, aber würde ich davon mein Leben bestreiten können? Ein halbes Jahr war ich noch arbeitslos und immer, wenn ich einen Auftrag hatte, meldete ich mich vom Jobcenter ab.

Doch dann schrieb ich meinen Businessplan und beantragte Gründungszuschuss. Am 1.7.2005 besiegelten wir beide unsere Zusammenarbeit als freiberuflich Selbstständige. Mein Business und ich. Fun Fact: Als ich Jahre später einen ersten Dienstwagen (1er-BMW) kaufte, lautete das Kennzeichen: MS-MA-705. Weißt du noch, wie stolz wir waren?

Neben unserem Angebot PR und Text für Unternehmen bauten wir uns mit Coaching und Training ein zweites Standbein auf. Die festen PR-Projekte füllten unseren Kühlschrank (das Honorar war die Basis für unser Auskommen) und mit kleinen Aufträgen versuchten wir unser Glück als Coach und Trainerin. Seminare in Volkshochschulen gehörten ebenso dazu, wie die Begleitung von Arbeitslosen oder das ehrenamtliche Coachen von Langzeitarbeitslosen beim bundesweiten Projekt Patenmodell. Jede Menge Erfahrung sammelten wir dabei und verdienten auch ein bisschen Geld.

Dank meiner Liebe, etwas Dünger, ausreichend Wasser und Sonnenlicht entwickeltest du dich zu einer prachtvollen kleinen Pflanze heran. So ganz konnte ich noch nicht erkennen, ob du ein Obstbaum oder ein Blütenstrauch werden würdest. Aber, das war mir inzwischen nicht mehr wichtig. Ich freute mich an deiner Kraft und Gestalt. Außerdem war ich so sehr beschäftigt, dich von Unkraut zu befreien und zu pflegen, dass ich kaum Zeit hatte für diese Fragen.

Seit vielen Jahren gebe ich nun Seminare in Unternehmen zu den Themen Führung, Kommunikation, Veränderung, Persönlichkeitsentwicklung und coache Führungskräfte sowie Teams in ihrer Entwicklung. Als Kommunikationsexpertin begleite ich soziale Einrichtungen in der Öffentlichkeitsarbeit und im Arbeitgebermarketing. Die sozialen Einrichtungen haben sich mit der Zeit zu meiner Lieblingszielgruppe entwickelt. Es fasziniert mich immer wieder, mit wie viel Herzblut Menschen antreten, für Kinder, alte und kranke Menschen da zu sein.

Du bist inzwischen zu einem mächtigen Walnussbaum herangewachsen und hast mich in den vergangenen Jahren reich beschenkt. Ich liebe deine köstlichen Früchte, sie nährten mich, ich nutze sie vielfältig und kreativ für allerlei Rezepte. Die kräftigsten Früchte dienen mir als Saatgut, ich vermehre sie für weitere Pflanzen. Die meisten tragen heute Früchte. Im Sommer spendest du mir wohltuenden Schatten und immer kann ich mich an deinen großen Stamm anlehnen, mich ausruhen, etwas schreiben oder nachsinnen und träumen.

Ich bin über mich selbst hinausgewachsen, habe unglaublich viel gelernt und manches würde ich mit der heutigen Erfahrung anders machen. Höhen und Tiefen, Erfolge und Rückschläge, Freuden und Krisen. Alles lag nah beieinander. Die letzten Jahre hat mich Corona ordentlich durchgeschüttelt und im letzten Jahr litt ich 10 Monaten an Schmerzen und hatte viele Ausfälle. Inzwischen ist Zeit für Wandel. 

Denn eigentlich bist du ein bisschen zu groß für deinen begrenzten Standort. Deine Wurzeln sind so verzweigt, dass der Boden aufbricht und dein Laub füllt im Herbst unzählige Säcke. Ich möchte dir die Freiheit lassen, die du benötigst, um in deiner Pracht zu wachsen, dich zu verzweigen, wie es dir beliebt. Mit deinen abgestorbenen und verrotteten Ästen, Zweigen und Blättern bildest du selbst den kostbaren Humus für die neue Saat, in der all deine Kraft bereits enthalten ist. Ein stetiges Werden, Wachsen, Vergehen und wieder Werden.

Ich bin jetzt 60 Jahre alt und es ruft mich nach etwas Neuem. Es ist noch nicht klar, was es wird. Aber es soll sich wandeln, weiten und in mir entwickeln. Nach nunmehr 18 Jahren PR, Text, Training und Coaching möchte ich mich mehr auf die Unterstützung von Frauen und ihren ureigenen weiblichen Werten fokussieren. Als Coachin für weibliche Werte glaube ich daran, dass die Zukunft weiblich ist. Und dafür werde ich meinen Beitrag leisten. Und wer weiß, was sich noch alles zeigt. Ich bin offen, für das, was kommt. Und etwas aufgeregt.

Du mein liebes Business, mein geliebter Walnussbaum, ich überlasse dich dem ewigen Kreislauf der Natur und vertraue darauf, dass aus dir heraus, etwas Neues und Wunderbares erwächst. Es kann gar nicht anders sein.

Ich danke dir von Herzen

Michaela

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6 Kommentare
  1. Steffi

    Liebe Michaela,

    das Bild vom 18 Jahre alten Walnussbaum ist ein wunderbares Gleichnis und ich finde deinen Text, der immer wieder zwischen Baum und Business wechselt, grandios! Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem neuen Trieb, Frauen zu begleiten.

    Antworten
    • Michaela

      Ich danke dir, liebe Steffi. Judith Peters hat mich auf deine Blogparade aufmerksam gemacht und zunächst wusste ich nicht, ob ich mich darauf einlassen kann. Aber dann war ich super im Flow und das Bild vom Walnussbaum fand ich so treffen. LG Michaela

      Antworten
  2. Andrea Beerbaum

    Wunderbarer Blogbeitrag zur Blogparade von Steffi #liebesbriefanmeinbusiness ✍🏻💜 bei deinem Walnussbaum musste ich sofort an meinen Orangenbaum 🍊🌳 denken, den die meisten nicht als solchen erkennen 😂 und den ich mir doch – so dachte ich damals – so optimal als Logo ausgesucht hatte! In deinem Blogbeitrag habe ich einige meiner Beweggründe für die Selbständigkeit wieder gefunden und kann den Stolz und die unbändige Freude, mit der du deine Bestimmung lebst, in deinen Zeilen spüren ✨ vielen Dank für‘s Teilen 🙏🏼

    Antworten
    • Michaela

      Ich danke dir, liebe Andrea, für dein Feedback und dass du teilst, was das in dir auslöst. Ich freue mich, dass der Art wie ich schreibe, rüberkommt, was mich ausmacht. Und ja, an die Logoentwicklung zu Beginn meiner Selbstständigkeit kann ich mich selbst auch noch sehr lebhaft erinnern. Ich wollte mehrere Geschichten in einem Logo erzählen. Schmunzel… LG Michaela

      Antworten
  3. Annabell

    Liebe Michaela, ich bin innerlich mitgegangen mit diesem wunderbaren Wachsen und Blühen – und dein Neuanfang klingt verheissungsvoll – für dich und deine zukünftigen Kundinnen!

    Herzliche Grüsse von Annabell

    Antworten
    • Michaela

      Oh, wie schön! Ich freue mich darüber, liebe Annabell. Danke für dein Feedback. Liebe Grüße Michaela

      Antworten
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Michaela Arlinghaus
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